Von wegen Männer-Domäne! Die Konstanzerin Ljiljana Basic arbeitet als Detektivin. Wie kam sie zu diesem außergewöhnlichen Job?
Ljiljana Basic ist eine der wenigen Frauen in Deutschland, die hauptberuflich als Privatdetektivin arbeiten. Die gebürtige Konstanzerin hat sich in einer Branche etabliert, die traditionell als Männerdomäne gilt. Ihr Weg in den Beruf war nicht vorgezeichnet, sondern geprägt von persönlichem Engagement und einer klaren Zielstrebigkeit.
Basic hatte bereits als Jugendliche eine Vorliebe für das Beobachten und Analysieren von Menschen – Eigenschaften, die sie heute gezielt einsetzt. Ihr Interesse entwickelte sich aus einem grundsätzlichen Gerechtigkeitssinn. "Ich wollte immer wissen, was hinter bestimmten Verhalten steckt", erklärt die 33-Jährige. Dennoch führte sie ihr beruflicher Werdegang zunächst in eine andere Richtung.
Nach dem Abitur absolvierte Basic eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten. Sie arbeitete mehrere Jahre in Arztpraxen, merkte jedoch, dass ihr diese Tätigkeit auf Dauer nicht genügte. Parallel dazu begann sie eine Weiterbildung zur Detektivin – ein Schritt, der für Frauen in Deutschland eher ungewöhnlich ist. Laut Bundesverband Deutscher Detektive e.V. liegt der Frauenanteil in der Branche bei unter zehn Prozent.
Die Entscheidung gegen einen etablierten Beruf hin zu einer risikoreicheren Selbstständigkeit erforderte Mut. Basic ließ sich in verschiedenen Bereichen der Observation, Recherche und rechtlichen Rahmenbedingungen ausbilden. Sie absolvierte Praktika bei etablierten Detekteien, unter anderem in Bayern und Nordrhein-Westfalen, und eignete sich umfangreiche Kenntnisse über juristisch zulässige Ermittlungsmaßnahmen an.
Nach ihrer Ausbildung machte sie sich in Konstanz selbstständig. Ihre Detektei bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen an: von der Observation bei Verdacht auf Untreue in Beziehungen über Ermittlungen in Unterhalts- und Sorgerechtsstreitigkeiten bis hin zur Aufdeckung von Krankheitsbetrug in Unternehmen. Ihre Arbeit bewegt sich dabei stets im Rahmen geltender Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte.
"Diskretion ist das A und O", betont Basic. Datenschutzrechtlich ist sie verpflichtet, ausschließlich im Auftrag einer berechtigten Person tätig zu werden und die gewonnenen Informationen nicht zu veröffentlichen oder zweckentfremdet weiterzugeben. Ihre Arbeit erfolgt ausschließlich auf Basis schriftlicher Beauftragungen, die im Streitfall nachvollziehbar sind.
Unvermeidlich ist der Umgang mit schwierigen Emotionen – sowohl auf Seiten der Auftraggeberinnen und Auftraggeber als auch bei ihr selbst. „Ich muss eine professionelle Distanz wahren, auch wenn sich tragische persönliche Geschichten hinter einem Auftrag verbergen.“ Inzwischen verfügt sie über zahlreiche Fallbeispiele, mit denen sie zeigen kann, wie vielseitig und anspruchsvoll ihr Beruf ist.
Eine besondere Herausforderung ist dabei die rechtliche Abwägung zwischen berechtigtem Interesse des Auftraggebers und den Persönlichkeitsrechten der Zielperson. Observationen dürfen beispielsweise nicht in den höchstpersönlichen Lebensbereich eindringen oder zu einer unzulässigen Überwachung führen. Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten und ein sorgfältiges juristisches Vorgehen unabdingbar.
In der öffentlichen Wahrnehmung begegnen Detektive häufig Klischees: Geheimagenten im Trenchcoat mit Fernglas. Basic distanziert sich von solchen Vorstellungen. Ihr Berufsalltag sei geprägt von systematischen Analysen, technischem Know-how und reiner Faktenarbeit. "Wir dokumentieren, wir beobachten, wir berichten – aber wir interpretieren nicht willkürlich", sagt sie.
Interessant ist auch das Verhältnis zur Polizei: Detektive ermitteln im zivilrechtlichen Rahmen, daher ist ihre Arbeit klar getrennt von hoheitlichen Aufgaben. Dennoch kommt es gelegentlich zu einer Zusammenarbeit, etwa wenn ihre Recherchen strafrechtlich relevante Sachverhalte aufdecken. In solchen Fällen sei es wichtig, Beweise zulässig und belastbar zu sichern, damit sie in einem gerichtlichen Verfahren verwertbar sind.
Die Reaktionen auf ihren Beruf sind gemischt. Während manche Kunden ihre Kompetenz und Genauigkeit schätzen, begegnen andere ihrem Beruf mit Skepsis. In Vorstellungsgesprächen, die sie früher in anderen Berufszweigen führte, wurde sie oft auf ihre Tätigkeit angesprochen – meist mit Verwunderung, bisweilen auch mit Respekt. Viele seien überrascht, dass eine Frau sich in dieser männerdominierten Branche behaupten kann.
Basic selbst sieht ihre Rolle jedoch nicht als Ausnahmeerscheinung, sondern als Beispiel dafür, dass auch in spezialisierten Nischenberufen Frauen zunehmend Fuß fassen können. Sie ermutigt insbesondere junge Frauen, sich nicht von traditionellen Rollenbildern einschränken zu lassen. „Wer eine analytische Denkweise, Ausdauer und Diskretion mitbringt, kann in diesem Beruf Erfolg haben – unabhängig vom Geschlecht.“
Zukünftig möchte die Konstanzer Detektivin auch Schulungen anbieten, um Interessierten den Zugang zum Beruf zu erleichtern. Gerade im Bereich der Arbeitsrechtsermittlungen und Cyberkriminalität sieht sie wachsenden Bedarf und Potenzial zur Spezialisierung. Langfristig plant sie, ihre Detektei weiter auszubauen und womöglich auch anderen Frauen den Einstieg ins Berufsfeld zu ermöglichen.
Für Basic bedeutet ihr Beruf mehr als nur Fälle lösen. Es sei eine Kombination aus Menschenkenntnis, rechtlicher Expertise und unternehmerischem Denken. „Ich sehe mich als Dienstleisterin, die dazu beiträgt, Klarheit in schwierigen persönlichen wie wirtschaftlichen Situationen zu schaffen.“