"Verkleiden gehört dazu": So arbeitet ein Detektiv in Bochum - WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Detektivarbeit im Ruhrgebiet ist vielschichtiger, als es gängige Klischees vermuten lassen. In Bochum arbeitet ein Privatdetektiv mit über 20 Jahren Erfahrung vorwiegend in zivilrechtlichen und arbeitsrechtlichen Fällen – darunter Untreue, unerlaubte Nebentätigkeit oder Lohnfortzahlungsbetrug. Seine Einsätze erfordern nicht nur Geduld und eine gute Beobachtungsgabe, sondern gelegentlich auch Verkleidungen und Tarnung.
„Verkleiden gehört zur Arbeit einfach dazu“, erläutert der Ermittler gegenüber der WAZ. Einfache Tarnungen wie die Rolle eines Handwerkers oder Lieferanten helfen ihm dabei, unauffällig vor Ort Informationen zu sammeln oder Zielpersonen zu beobachten. Aufwendige Maskierungen sind hingegen die Ausnahme – meist genügt es, sich dem Umfeld visuell anzupassen. Dazu zählt auch der Einsatz von Alltagsgegenständen wie einem Rollator oder einem Notebook, das gar nicht eingeschaltet ist.
Die Fälle, mit denen der Detektiv beauftragt wird, kommen in der Regel von Privatpersonen, Rechtsanwälten oder Unternehmen. Dabei steht stets die rechtliche Zulässigkeit im Fokus: Die Ermittlungen dürfen weder Persönlichkeitsrechte verletzen noch ohne berechtigtes Interesse erfolgen. In bestimmten Fällen, etwa bei der Observation von Mitarbeitern im Krankheitsfall, muss eine konkrete Verdachtslage vorliegen – auch um vor Gericht verwertbare Beweismittel zu sammeln.
Insbesondere der Nachweis von Blaumachen ist ein häufiges Anliegen von Firmen. Der Detektiv dokumentiert etwa, wenn eine vermeintlich arbeitsunfähige Person während der Krankschreibung körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführt, zum Beispiel beim Renovieren oder beim Sport. Die Beweiserhebung erfolgt in der Regel durch Foto- oder Videoaufnahmen, deren Einsatz jedoch nur unter strengen datenschutzrechtlichen Vorgaben erlaubt ist. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Maßnahmen verhältnismäßig und notwendig sind.
Laut dem Bochumer Ermittler ist die Technik ein bedeutender Bestandteil der Arbeit geworden – beispielsweise die verdeckte GPS-Überwachung von Fahrzeugen. Allerdings benötigen Detekteien für den Einsatz solcher Mittel die Einwilligung des Halters oder konkrete rechtliche Grundlagen, etwa nachweisbare Betrugsabsichten. Die rechtliche Grauzone ist dabei nicht zu unterschätzen: „Wir verzichten lieber auf ein zweifelhaftes Mittel, wenn es möglicherweise später zu Problemen führt“, betont der Detektiv.
Auch im Bereich des Ehe- und Familienrechts spielt seine Arbeit eine Rolle. Fälle von vermuteter Untreue oder des Verdachts auf Kindeswohlgefährdung kommen regelmäßig vor. Dabei gilt ebenfalls der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: Nur wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt und die Maßnahmen in einem angemessenen Verhältnis zum angestrebten Informationsgewinn stehen, ist eine Überprüfung sowie etwaige Observation rechtlich haltbar.
Die Arbeitszeiten des Detektivs sind unregelmäßig und orientieren sich an den Gewohnheiten der Zielpersonen. Einsätze beginnen nicht selten früh am Morgen oder enden in der Nacht. Die dabei entstehenden Protokolle dienen später als Grundlage für gerichtliche Auseinandersetzungen. Ob am Steuer im Auto sitzend oder als Passant auf der Straße – stundenlanges Ausharren bei Wind und Wetter ist nicht ungewöhnlich. Für viele sei die Tätigkeit daher mit großer Geduld und Selbstdisziplin verbunden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Detektei ist die Suche nach vermissten Personen oder untergetauchten Schuldnern. Hier greifen die Ermittler auf öffentlich zugängliche Quellen zurück, darunter soziale Netzwerke, Melderegister oder Wirtschaftsverzeichnisse. In aufwendigen Fällen nehmen sie auch Kontakt zu Personen im Umfeld der Gesuchten auf. Der Detektiv aus Bochum betont jedoch, dass jede Maßnahme sorgfältig juristisch abgewogen werden müsse, insbesondere wenn es zu Eingriffen in die Privatsphäre kommen kann.
Angesichts zunehmender Digitalisierung ist die Recherche im Internet für Detekteien heute essenzieller Bestandteil der Arbeit. Das betrifft nicht nur die Informationsbeschaffung, sondern auch das Sammeln digitaler Spuren. In einigen Fällen können bereits öffentlich zugängliche Daten in sozialen Medien Hinweise auf das Aufenthaltsverhalten oder den Lebensstil einer Zielperson geben. Dennoch bleibt die klassische Observation im Alltag zentral – moderne Technik unterstützt dabei, ersetzt sie jedoch nicht vollständig.
Für den Bochumer Detektiv steht fest: Die Arbeit ist mehr als nur ein Beruf – es ist eine Berufung. Trotz aller Herausforderungen empfindet er Genugtuung, wenn er seinen Klienten zu ihrem Recht verhelfen kann. Sein Ziel sei es, mit legalen Mitteln Klarheit zu schaffen, ohne die Grenze zur Illegalität zu überschreiten. Dabei kommt es stets auf die individuelle Lage und die rechtliche Zulässigkeit der eingesetzten Maßnahme an.
Auch wenn Filme und Fernsehserien oft ein verzerrtes Bild vermitteln, hat die Realität wenig mit Action oder spektakulären Verfolgungsjagden zu tun. Der Alltag eines Detektivs besteht vor allem aus sorgfältiger Vorbereitung, geduldigem Warten und präziser Dokumentation – getreu dem Prinzip: Legalität vor Effekt.