"Verkleiden gehört dazu": So arbeitet ein Detektiv in Bochum - WAZ | Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Im Alltag eines Privatdetektivs geht es oft weniger spektakulär zu, als es Film und Fernsehen darstellen. In Bochum gewährt ein erfahrener Ermittler Einblick in seine tägliche Arbeit – die, wie sich zeigt, nicht nur Geduld, sondern auch ein hohes Maß an Diskretion und Flexibilität erfordert.
Der Bochumer Detektiv, dessen Name aus Datenschutzgründen von der Redaktion nicht veröffentlicht wird, arbeitet seit vielen Jahren in der Branche. Seine Einsätze sind vielfältig: von der Observation mutmaßlich untreuer Ehepartner über das Aufdecken von Lohnfortzahlungsbetrug bis hin zur Suche nach vermissten Personen. Eines ist dabei immer Voraussetzung: Sorgfalt und juristische Genauigkeit.
„Verkleiden gehört dazu“, sagt der Ermittler im Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Je nach Einsatzszenario müsse er sich anpassen – als vermeintlicher Paketbote, Handwerker oder Passant fällt er dann nicht auf, wenn er Zielpersonen unauffällig beobachten will. „Ich darf mich dabei niemandem aufdrängen, sondern nur das beobachten und dokumentieren, was auch jeder andere sehen könnte“, erklärt er. Rechtlich bewegt sich der Privatdetektiv damit auf einem schmalen Grat. Ton- und Videoaufnahmen sind etwa nur in sehr engen gesetzlichen Grenzen erlaubt, besonders in nicht-öffentlichen Bereichen.
Die Vorbereitung solcher Einsätze ist aufwendig. Oftmals beginnt sie mit einer genauen Analyse des zu beobachtenden Verhaltens, den täglichen Wegen oder dem sozialen Umfeld der Zielperson. Manchmal führt dies sogar über Ländergrenzen hinweg. In einem Fall habe er einen Mann bis nach Belgien verfolgt, um die Angaben seiner Auftraggeberin verifizieren zu können, berichtet der Detektiv.
Zu seinen Auftraggebern zählen neben Privatpersonen auch Unternehmen. Letztere engagieren ihn häufig in arbeitsrechtlichen Zusammenhängen, wenn etwa der Verdacht besteht, dass sich Mitarbeitende während einer Krankmeldung einer nicht genehmigten Nebentätigkeit widmen. Einen solchen Fall nennt der Ermittler exemplarisch: Ein krankgeschriebener Mitarbeiter eines Handwerksbetriebs sei täglich in der Wohngegend des Detektivs als selbstständiger Monteur unterwegs gewesen. Nach mehreren Tagen genauer Dokumentation konnte der Arbeitgeber rechtlich abgesichert kündigen.
Anders als häufig angenommen, darf ein Privatdetektiv allerdings keineswegs polizeiliche Befugnisse für sich beanspruchen. Hausdurchsuchungen, das Abhören von Telefonen oder das Betreten privater Wohnungen sind ihm untersagt. Die Grenze zwischen legaler Observation und unzulässiger Überwachung ist scharf gezogen – ein Umstand, den der Bochumer Ermittler ernst nimmt. Verstöße könnten nicht nur Beweise in einem Verfahren entwerten, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Wirtschaftlich führt der Job nicht zwangsläufig zu Reichtum. Die Branche ist hart umkämpft, schwarze Schafe werfen immer wieder ein schlechtes Licht auf seriös arbeitende Detektivbüros. So hebt der Bochumer Detektiv die Bedeutung von Professionalität und Integrität hervor: „Ich dokumentiere nur das, was ich sehe – und nicht das, was jemand hören will.“
Auch die Zusammenarbeit mit Gerichten oder Rechtsanwälten gehört zum Geschäftsalltag dazu, insbesondere wenn es um Familienrechtsverfahren oder wirtschaftliche Streitigkeiten geht. Dabei ist die Beweisführung entscheidend. Lückenlose Protokollierung, datenschutzkonforme Berichterstattung und Aussagen als Zeuge vor Gericht sind kein Ausnahmefall, sondern Teil der Dienstleistung.
Die Arbeit kann mitunter psychisch belastend sein. Ständige Wachsamkeit, wechselnde Tagesabläufe und das lange Verweilen in Autos oder an Beobachtungspunkten fordern ihren Tribut. „Man muss Ausdauer haben und darf sich nie selbst zur Zielscheibe machen“, betont der Ermittler. Auch ein ganz gewöhnlicher Einsatz könne plötzlich dramatisch werden – etwa, wenn man entdeckt wird oder eine Zielperson gewalttätig reagiert.
Besonders heikel seien Täterermittlungen in Fällen häuslicher Gewalt oder Stalking. Solche Aufträge nähme er mit größter Vorsicht an und nur unter enger Rücksprache mit den zuständigen Behörden. Denn ohne polizeilichen Auftrag ist auch hier die Grenze zur Selbstjustiz schnell überschritten.
Die Detektei des Bochumer Ermittlers operiert mit einem kleinen Team. Niemand arbeite auf eigene Faust, um Risiken zu minimieren und mehrere Perspektiven bei der Observation zu ermöglichen. Technik wie GPS-Tracker, versteckte Kameras oder Drohnen würden nur dann genutzt, wenn rechtlich zulässig und vorher eindeutig mit der Rechtslage abgestimmt. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte sind oberstes Gebot.
Auch wenn das Bild des Detektivs in der Öffentlichkeit von fiktiven Vorbildern wie Sherlock Holmes oder deutschen Serienhelden geprägt ist, sieht der Bochumer sein Hauptziel in der Aufklärung – nicht im Showeffekt: „Ich bin Dienstleister, kein Abenteurer.“
Sein Beruf sei weder romantisch noch reißerisch, sondern geprägt von Verantwortung und jurischem Fachwissen. Für viele Fälle müsse man sich akribisch in Gesetze einarbeiten, Beweismittel korrekt sichern und gleichzeitig mit menschlicher Sensibilität vorgehen. Der Lohn dafür sei nicht nur das Honorar, sondern auch der Beitrag zur Gerechtigkeit im Einzelfall.