Roman-Detektiv Lessing ermittelt in Wolfenbüttel

Roman-Detektiv Lessing ermittelt in Wolfenbüttel

In der niedersächsischen Stadt Wolfenbüttel läuft derzeit ein außergewöhnliches Ermittlungsprojekt, das Literatur und Geschichte miteinander verbindet. Im Zentrum steht die Figur des fiktiven Kriminalisten Detektiv Lessing – benannt nach dem berühmten Dichter und Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing. Dieser war selbst von 1770 bis zu seinem Tod 1781 als Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel tätig. Die literarische Spurensuche lässt nun die Vergangenheit auf kriminalistische Weise wiederaufleben.

Das Projekt „Detektiv Lessing ermittelt“ ist eine Initiative der Lessingstadt Wolfenbüttel in Zusammenarbeit mit Kultur- und Bildungseinrichtungen vor Ort. Es handelt sich dabei nicht um ein klassisches Theaterstück oder eine reine Lesung, sondern um ein interaktives literarisches Format. Ziel ist es, Besucherinnen und Besuchern einen neuen, niederschwelligen Zugang zu historischen Inhalten zu ermöglichen – nicht mit trockener Wissensvermittlung, sondern durch eine kriminalistische Entdeckungsreise, bei der unterhaltsame Fiktionen und reale historische Bezüge miteinander verwoben werden.

Vorbild für das Format sind klassische Detektivgeschichten, gepaart mit Elementen der Aufklärungsliteratur. Der literarische Detektiv Lessing geht dabei nicht nur zeitgenössischen Verbrechen nach, sondern wird auch mit historischen Figuren und Ereignissen der Aufklärungszeit konfrontiert. Damit liefert das Projekt zugleich eine Auseinandersetzung mit dem geistigen Erbe Lessings, der als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Aufklärung gilt.

Beteiligt an dem Projekt ist unter anderem das Lessingtheater Wolfenbüttel, das für die dramaturgische Umsetzung sorgt. Die Herzog August Bibliothek, eine der bedeutendsten Bibliotheken für mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften, bringt hingegen die wissenschaftliche Perspektive ein. Die Kombination dieser beiden Institutionen sorgt für ein hohes inhaltliches Niveau bei gleichzeitig verständlicher Präsentation.

In den bisherigen Veranstaltungen mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gruppen verschiedene Rätsel lösen, Hinweise deuten und Indizien zusammenfügen – stets begleitet von literarischen Texten des historischen Lessing und inspiriert durch Figuren aus seinen Dramen. Das Spiel mit Fiktion und Realität steht dabei im Mittelpunkt, ohne jedoch die historische Authentizität aus den Augen zu verlieren.

Rechtlich handelt es sich bei dieser Initiative streng genommen um ein Bildungs- und Kulturprojekt ohne kommerziellen Charakter. Die Stadt Wolfenbüttel verfolgt mit der Aktion bewusst gemeinnützige Ziele: die Förderung der lokalen Kulturarbeit, die Vermittlung historisch-literarischer Bildung sowie die Belebung des innerstädtischen Raums. Veranstaltet werden die Ermittlungsrunden zumeist im öffentlichen Raum oder in kulturellen Einrichtungen, was eine breite Zugänglichkeit ermöglicht und keine Eintrittsbarrieren schafft.

In didaktischer Hinsicht wird das Format von Fachpersonal begleitet. Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung wie auch Lehrende für Schülergruppen sorgen dafür, dass das Angebot auf altersgerechte Weise umgesetzt wird. Der Einsatz von fiktiven Erzählstrukturen dient dabei zusätzlich der Motivation und Bindung der Lernenden, was durch erste Evaluationen als positiv bewertet wurde.

Die Resonanz auf die bisherigen Veranstaltungen ist durchweg positiv. Sowohl Schulen als auch touristische Besuchergruppen zeigen reges Interesse. Besonders hervorgehoben wird von Teilnehmenden die ungewöhnliche, aber wirkungsvolle Verbindung aus Unterhaltung und historischer Bildung. Auch die örtliche Wirtschaft profitiert in gewissem Maße, etwa durch steigende Besucherzahlen in Gastronomie und Einzelhandel rund um die Veranstaltungsorte.

Eine juristische Einordnung des Vorhabens ergibt: Es handelt sich weder um ein Theaterereignis im Sinne des Rundfunk- und Kulturgesetzes, noch um ein Spiel mit kommerziellem Hintergrund. Vielmehr ist das Angebot als kommunales Bildungsprojekt einzuordnen. Damit unterliegt es auch nicht den Vorschriften für gewerbsmäßige Veranstaltungen und erfordert weder besondere Genehmigungen noch versicherungsrechtliche Zusatzleistungen, sofern die jeweils geltenden Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.

Die Stadt Wolfenbüttel plant derweil bereits, das Projekt auszuweiten. Denkbar sind thematische Erweiterungen des kriminalliterarischen Formats – etwa in den Bereichen Philosophie, Theologie oder Frühmoderne Politik. Auch überregionale Kooperationen sind angedacht. So könnten beispielsweise weitere Städte mit Geschichte zur Aufklärung – wie Leipzig oder Berlin – als Bühnen für ähnliche Formate dienen.

Die nachhaltige Wirkung des Projekts zeigt sich auch in der Mediensichtbarkeit. Lokale und regionale Medien berichten regelmäßig über „Detektiv Lessing ermittelt“ und heben dessen Modellcharakter für kulturelle Bildung hervor. Damit dürfte Wolfenbüttel nicht nur mit seiner barocken Altstadt, sondern nun auch als kreativer Kulturstandort weiter an Profil gewinnen.

Insgesamt stellt „Detektiv Lessing ermittelt“ ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von historischer Wissensvermittlung, literarischer Auseinandersetzung und kreativer Aktivierung dar. Das Projekt zeigt, wie auf bürgernahe Weise kulturelles Erbe neu belebt werden kann – unter Einhaltung aller rechtlichen und bildungspolitischen Standards.

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