Mülldetektive gehen in Vaterstetten auf Spurensuche
In der oberbayerischen Gemeinde Vaterstetten sind derzeit sogenannte „Mülldetektive“ im Einsatz, um der illegalen Entsorgung von Abfällen im öffentlichen Raum entgegenzuwirken. Ziel der Initiative ist die nachhaltige Verbesserung der lokalen Umweltbedingungen und die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für einen verantwortungsvollen Umgang mit Müll.
Die Gemeinde hat die Streifen initiiert, nachdem in letzter Zeit vermehrt illegale Müllablagerungen an öffentlichen Plätzen und in Waldgebieten festgestellt wurden. Dabei handelt es sich nicht nur um kleine Mengen Unrat, sondern teilweise um größere Mengen von Sperrmüll, Elektroschrott oder Bauschutt, die ohne Genehmigung entsorgt wurden. Diese Art der Müllentsorgung ist gesetzlich verboten und kann mit empfindlichen Bußgeldern belegt werden.
Die sogenannten Mülldetektive sind keine amtlich bestellten Ermittler, sondern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des kommunalen Bauhofs sowie ehrenamtliche Kräfte, die gemeinsam mit der Gemeinde ein Auge auf mögliche Verstöße gegen das Abfallrecht haben. Ausgestattet mit Kameras und Protokollbögen dokumentieren sie verdächtige Ablagerungen und versuchen, Hinweise auf die Verursacher zu finden.
Besonderes Augenmerk liegt auf Abfällen, die Rückschlüsse auf die Verantwortlichen zulassen – beispielsweise durch weggeworfene Postsendungen mit Adressaufklebern oder Verpackungen mit eindeutigen Produktkennzeichnungen. Sobald ein solcher Verdacht besteht, werden die Beweise an das Ordnungsamt weitergeleitet, das dann weitere Schritte in die Wege leiten kann. In Einzelfällen wird die Polizei hinzugezogen.
Im Rahmen der Aktion setzt die Gemeinde Vaterstetten auch auf Prävention statt reiner Sanktionierung. Bürgerschaftliches Engagement soll gefördert werden – so besteht die Möglichkeit, Hinweise auf illegale Müllablagerungen anonym an die Gemeindeverwaltung zu melden. Gleichzeitig wird über lokale Medien und Informationsflyer auf die Problematik aufmerksam gemacht und über ordnungsgemäße Entsorgungsmöglichkeiten informiert.
Rechtlich gesehen handelt es sich bei illegalen Müllablagerungen in öffentlichen oder privaten, nicht dafür zugelassenen Bereichen um „unerlaubte Abfallbeseitigung“ gemäß § 28 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). Je nach Schwere des Verstoßes und Gefährdungspotential für Umwelt und Gesundheit kann neben einem Bußgeld auch ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren in Betracht kommen. Die Bußgeldrahmen variieren je nach Bundesland, können in Bayern aber bis zu mehreren tausend Euro betragen.
Laut Angaben der Gemeinde hat sich das Problem insbesondere durch die Corona-Pandemie verschärft. In den Jahren 2020 bis 2022 sei es vermehrt zu privaten Sanierungsarbeiten gekommen, in deren Folge nicht ordnungsgemäß entsorgter Bauschutt häufiger im kommunalen Umfeld entdeckt wurde. Auch das zunehmende Online-Shopping habe das Abfallvolumen gesteigert – insbesondere Kartonagen und Verpackungen landen häufig neben überfüllten Containern oder in Wäldern.
Ergänzend zur Arbeit der Mülldetektive nimmt die Gemeinde auch logistische Verbesserungen im Bereich der Entsorgungsinfrastruktur in Angriff. So soll geprüft werden, ob zusätzliche Containerstandorte geschaffen oder die Leerungsintervalle von Wertstoffbehältern verkürzt werden können. Ziel ist es, legale Entsorgungsmöglichkeiten so attraktiv und zugänglich wie möglich zu gestalten, um illegale Alternativlösungen unattraktiv zu machen.
Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) betont, dass es sich bei der Aktion nicht um eine reine Repressionsmaßnahme handle: „Wir setzen auf Aufklärung, Dialog und gemeinsame Verantwortung. Die Umwelt geht uns alle an.“ Gleichzeitig zeigte er sich nicht bereit, Verstöße zu dulden: „Wenn jemand meint, seinen Müll einfach im Wald entsorgen zu können, muss er mit Konsequenzen rechnen.“
Einwohnerinnen und Einwohner von Vaterstetten sind daher aufgerufen, achtsam zu sein und gegebenenfalls selbst zur Aufklärung beizutragen – sei es durch Hinweise, Teilnahme an Aufräumaktionen oder die eigene Vorbildwirkung. Die Gemeinde sieht das Projekt „Mülldetektive“ als Teil einer größeren Strategie hin zu mehr Umweltbewusstsein und Lebensqualität im lokalen Raum.
Ob das Pilotprojekt in Vaterstetten auch als Vorbild für andere Kommunen dienen kann, bleibt abzuwarten. Erste Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien laut Gemeinde jedoch überwiegend positiv. Der behutsame Umgang mit Daten, der Verzicht auf Bevormundung und die Kombination aus Kontrolle und Kommunikation scheinen bei den Bürgern auf Zustimmung zu stoßen.
Fest steht, dass die Herausforderungen im Umgang mit Müll auch in Zukunft nicht allein durch Infrastruktur oder Sanktionen lösbar sein werden. Wie Bürgermeister Spitzauer formulierte: „Eine saubere Gemeinde beginnt in den Köpfen der Menschen.“