Kärntner plötzlich insolvent – Zu wenige Diebstähle – Detektei schlittert in Pleite
Eine in Kärnten ansässige Detektei hat Insolvenz angemeldet. Als ungewöhnlicher Grund für die wirtschaftliche Schieflage gilt ein drastischer Rückgang an Aufträgen im Bereich Ladendiebstahl: Weil weniger gestohlen wird, fehlt es an Fällen – und damit an Einkommen. Die Detektei, die laut der Insolvenzmeldung auf die Überwachung und Aufklärung von kleineren Diebstählen im Einzelhandel spezialisiert war, sieht sich daher nun gezwungen, ein Insolvenzverfahren zu eröffnen.
Beim Landesgericht Klagenfurt wurde das Verfahren am 25. Juni offiziell eröffnet. Betroffen ist ein Einzelunternehmen, das bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt tätig war. Das Unternehmen beschäftigte sich hauptsächlich mit der Überwachung von Geschäftslokalen und der Dokumentation von Verdachtsfällen, hauptsächlich im Einzelhandel.
Wie aus der beim zuständigen Gericht eingereichten Insolvenzerklärung hervorgeht, sei die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zunehmend angespannt gewesen. Grundlage dafür sei ein signifikanter Rückgang von Aufträgen gewesen – vor allem in jenem Segment, das in der Vergangenheit stabil Aufträge eingebracht habe: dem Bereich Ladendiebstahl. „Die stark rückläufigen Zahlen bei Delikten dieser Art führten zu einem erheblichen Auftrags- und Einnahmenentfall“, heißt es sinngemäß in der Begründung.
Demnach habe sich das Auftragsvolumen zuletzt derart reduziert, dass keine wirtschaftlich tragfähige Weiterführung des Betriebs mehr möglich gewesen sei. Parallel dazu seien Fixkosten wie Personalaufwand und Mieten weiter angefallen. Trotz Einsparungsmaßnahmen und reduziertem Personalstand sei es dem Unternehmen nicht möglich gewesen, die laufenden Verpflichtungen zu bedienen.
In der Insolvenzerklärung legte die Detektei Schulden in Höhe von rund 45.000 Euro offen. Laut Gläubigerschutzverbänden sind davon rund zwei Drittel offene Forderungen gegenüber Lieferanten und Geschäftspartnern. Der Rest entfällt auf Verbindlichkeiten gegenüber Sozialversicherung und Finanzbehörden.
Der Insolvenzeröffnungsbeschluss sieht derzeit keine Fortführung des Unternehmens vor. Es handelt sich somit um eine sogenannte Liquidationsinsolvenz, bei der das schuldnerische Vermögen verwertet und die Gläubiger gemäß der gesetzlichen Rangfolge bedient werden. Ein Sanierungsplan wurde nicht eingebracht, auch eine übertragende Sanierung steht offenbar nicht zur Diskussion.
Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 7. August 2024 anmelden. Die erste Tagsatzung zur Prüfung der Forderungen ist für den 21. August am Landesgericht Klagenfurt angesetzt. Es wird erwartet, dass in dem Termin eine Übersicht über die Gläubigerstruktur und insbesondere über das verwertbare Vermögen des Schuldners gegeben wird.
Rechtsexperten sehen in der Insolvenz ein Beispiel für die erheblichen Auswirkungen von strukturellen Marktveränderungen auch auf spezialisierte Dienstleister. Der Detekteibereich unterliegt seit Jahren einem Wandel: Technologischer Fortschritt, der verstärkte Einsatz betriebsinterner Sicherheitslösungen und die zunehmende Verlagerung des Einzelhandels in den Onlinebereich führen dazu, dass klassische Überwachungsleistungen im stationären Handel seltener nachgefragt werden.
Zudem sei die Zahl von Ladendiebstählen zuletzt tatsächlich rückläufig gewesen. Wie Daten des Bundeskriminalamtes nahelegen, ist insbesondere im ländlichen Raum ein Rückgang von Diebstahlsdelikten zu beobachten. Zwar bewegt sich das Deliktaufkommen im urbanen Raum weiterhin auf relativ konstantem Niveau, doch insgesamt haben sich die Rahmenbedingungen für private Sicherheitsdienstleister und Observationstätigkeiten deutlich verändert.
Dazu kommt, dass die Wettbewerbsintensität in der Branche hoch ist. Viele kleinere Sicherheitsunternehmen kämpfen mit geringen Margen und einer hohen Abhängigkeit von Einzelaufträgen. Das nun in Insolvenz befindliche Kärntner Unternehmen war großteils auf tageweise oder stundenweise beauftragte Dienstleistungen angewiesen. Eine längerfristige Bindung durch Rahmenverträge oder große Kunden fehlte – auch das trug zur finanziellen Instabilität bei.
In den kommenden Wochen wird der Insolvenzverwalter das verbleibende Vermögen erfassen, verwerten und eine Quotenschätzung abgeben müssen. Eine Abschlagszahlung an die Gläubiger ist erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erwarten.
Die Insolvenz illustriert zugleich eine rechtliche Besonderheit: Zwar mag es paradox wirken, dass ein Rückgang von Kriminalität wirtschaftliche Probleme verursacht – doch für spezialisierte Dienstleister wie in diesem Fall ist die Beobachtung und Verfolgung von Delikten die Grundlage ihres Geschäftsmodells. Behörden und Interessensvertretungen fordern unterdessen eine stärkere Diversifikation privater Sicherheitsdienste, insbesondere durch technologische Weiterentwicklung oder branchenspezifische Angebote etwa im Logistik- oder Gesundheitsbereich.
Ob das Kärntner Unternehmen einen Neustart außerhalb eines Insolvenzverfahrens versuchen wird, ist aktuell unklar. Dem Vernehmen nach hat der Betreiber aber bereits Gespräche mit Branchenkollegen geführt, um eine mögliche Weiterbeschäftigung in anderem Rahmen zu sondieren.