Kärntner plötzlich insolvent – Zu wenige Diebstähle – Detektei schlittert in Pleite

Kärntner plötzlich insolvent – Zu wenige Diebstähle – Detektei schlittert in Pleite

Ein ungewöhnlicher Insolvenzfall sorgt aktuell in Kärnten für Aufmerksamkeit. Eine Detektei mit Sitz in der Landeshauptstadt Klagenfurt musste überraschend Insolvenz anmelden. Der Grund: zu wenige Aufträge, insbesondere im Bereich der Aufklärung von Ladendiebstählen. Die wirtschaftliche Lage der Firma verschlechterte sich offenbar rapide, sodass nun das Konkursverfahren eröffnet worden ist.

Nach Angaben des Wiener Kreditschutzverbands KSV1870 betrifft die Insolvenz die DGT GmbH, eine Detektei, die sich auf Sicherheitsdienstleistungen und Ermittlungen spezialisiert hatte. Das Unternehmen beschäftigte 23 Dienstnehmer und betrieb neben der Zentrale in Klagenfurt zeitweise weitere Standorte. In den besten Jahren lagen die Schwerpunkte der Tätigkeit in Bereichen wie der Überwachung im Einzelhandel, dem Aufdecken von Wirtschaftskriminalität sowie allgemeinen Ermittlungen für Privatpersonen und Firmenkunden.

Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei. Wie aus dem Insolvenzantrag hervorgeht, sei der Hauptgrund für die nunmehrige Zahlungsunfähigkeit ein signifikanter Rückgang an Diebstählen im Einzelhandel gewesen – und damit auch ein dramatischer Rückgang entsprechender Aufträge. Viele Aufträge der Detektei kamen in der Vergangenheit von Handelsketten, die insbesondere vor Feiertagen oder in bestimmten Saisons erhöhte Sicherheitsmaßnahmen durch private Ermittler ergreifen ließen. Durch mangelnde Nachfrage sei das Geschäftsmodell der DGT GmbH jedoch wirtschaftlich nicht mehr tragbar gewesen.

Das Unternehmen sieht sich laut Insolvenzantrag außerstande, die laufenden Betriebskosten zu decken. Auch längerfristige Verträge konnten nicht mehr eingehalten werden. Der Schuldenstand beträgt rund 720.000 Euro. Dem stehen Aktiva von lediglich etwa 51.000 Euro gegenüber. Die Lage stellte sich zuletzt derart gravierend dar, dass keine Sanierung mehr möglich erscheint. Der Antrag auf Konkurs wurde daher am 7. Mai 2024 beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht und das entsprechende Verfahren kurz darauf eröffnet.

Insgesamt sind von der Insolvenz 45 Gläubiger betroffen. Darunter befinden sich sowohl Mitarbeiter, bei denen noch Gehaltsforderungen offen sind, als auch Lieferanten und Geschäftspartner, denen vertraglich zugesicherte Zahlungen ausstehen. Unklar ist, ob und in welchem Umfang die Gläubiger im Zuge des Insolvenzverfahrens entschädigt werden können. Die Masseverwalterin hat bereits erste Maßnahmen zur Sicherung des noch vorhandenen Vermögens ergriffen. Eine Verwertung der noch vorhandenen Betriebsmittel und eventueller Außenstände steht bevor.

Die DGT GmbH war seit ihrer Gründung im Jahr 2015 am Markt aktiv und konnte zunächst ein konstantes Wachstum verzeichnen. Mit professionellem Auftreten und einer Spezialisierung auf diskrete Ermittlungen hatte sich das Unternehmen einen festen Kundenstamm aufgebaut. Doch die Veränderungen im Einzelhandel, etwa durch ein verstärktes Sicherheitsbewusstsein und digitale Überwachungstechnologien, wirkten sich zunehmend negativ auf das Geschäftsfeld traditioneller Detekteien aus. Hinzu kamen pandemiebedingte Einschnitte sowie eine restriktivere Vergabepraxis öffentlicher Aufträge.

Besonders auffällig: Bemühungen um eine frühzeitige Umstrukturierung oder Diversifikation des Leistungsangebots blieben offenbar aus oder griffen zu spät. Zwar versuchte die DGT GmbH laut Angaben im Insolvenzantrag in den letzten Monaten, vermehrt im Bereich Objektschutz und private Ermittlungen Fuß zu fassen, die entsprechenden Umsätze blieben jedoch aus. Auch eine Kooperation mit einem internationalen Detekteinetzwerk kam nicht mehr zustande.

Die Insolvenzverwalterin prüft derzeit, ob einzelne Geschäftssparten fortgeführt oder verwertet werden können. Ein Fortbetrieb des Unternehmens ist allerdings ausgeschlossen. Damit werden voraussichtlich auch alle Mitarbeiter ihre Anstellung verlieren. Der Abbau erfolgt im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens. Die betroffenen Arbeitskräfte erhalten Unterstützung durch den Insolvenzentgeltfonds und das Arbeitsmarktservice (AMS).

Der Fall der DGT GmbH wirft auch ein Schlaglicht auf das verändernde Umfeld, in dem klassische Ermittlungsunternehmen agieren. Wo früher Detektive diskret durch Kaufhäuser gingen, um potenzielle Ladendiebe zu überwachen, übernehmen heute zunehmend Kameras, KI-basierte Auswertungen und geschultes Sicherheitspersonal diese Aufgabe. Für kleinere Detekteien kann es dadurch schwierig werden, konkurrenzfähig zu bleiben.

Für betroffene Gläubiger bleibt nun das Insolvenzverfahren die einzige Möglichkeit, zumindest einen Teil ihrer Forderungen ersetzt zu bekommen. Die erste Gläubigerversammlung ist für Juni 2024 angesetzt. Dort wird auch entschieden werden, wie die vorhandene Masse aufgeteilt wird. Ob es darüber hinaus zivil- oder strafrechtliche Ermittlungen im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens geben wird, ist derzeit nicht bekannt.

Mit dem Konkurs der DGT GmbH verliert Kärnten ein Unternehmen, das über Jahre hinweg einen festen Bestandteil der lokalen Sicherheits- und Ermittlungsbranche darstellte. Für viele Beobachter bleibt der Fall ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, denen sich klassische Dienstleistungsbetriebe in einem zunehmend digitalisierten und sich wandelnden Marktumfeld stellen müssen.

Subscribe to ShadowWire

Don’t miss out on the latest issues. Sign up now to get access to the library of members-only issues.
jamie@example.com
Subscribe