«Ich verurteile keinen Fremdgeher», sagt ein Privatdetektiv, der Untreue aufdeckt

«Ich verurteile keinen Fremdgeher», sagt ein Privatdetektiv, der Untreue aufdeckt

In der heutigen Gesellschaft ist Untreue in Partnerschaften ein häufiger, wenn auch oft tabuisiertes Thema. Für den Schweizer Privatdetektiv C.M.* gehört die Aufklärung fremdergehenden Verhaltens zum beruflichen Alltag. In einem aktuellen Interview erklärt er seine Haltung zu Betroffenen, den technischen und rechtlichen Rahmen seiner Arbeit sowie die psychologischen Dimensionen, mit denen er regelmäßig konfrontiert ist.

Seit mehreren Jahren geht der Ermittler im Auftrag von meist privaten Kunden Hinweisen auf Untreue nach – mit Kamera, Teleobjektiv und rechtlichem Feingefühl. Doch anstatt Schuld zuzuweisen oder moralisch zu verurteilen, sieht er sich eher als neutraler Vermittler zwischen Wahrheit und Zweifel. "Ich verurteile keinen Fremdgeher", betont er. Vielmehr wolle er Gewissheit schaffen – für die Auftraggeber, aber auch indirekt für die beschuldigten Personen.

Der überwiegende Teil seiner Kundschaft seien Frauen, die einen begründeten Verdacht haben, dass ihr Partner eine Affäre führt. Meist haben sie bereits über längere Zeit Anzeichen bemerkt: unerklärliche Abwesenheiten, verändertes Kommunikationsverhalten oder Spuren auf dem Handy. Der Privatdetektiv wird erst dann eingeschaltet, wenn Emotionen und Misstrauen einen Punkt erreicht haben, an dem Klarheit notwendig erscheint – selbst wenn diese schmerzhaft sein kann.

Die Methoden, mit denen Detektive wie C.M. arbeiten, sind präzise abgestimmt auf das geltende Recht. Verdeckte Observationen sind erlaubt, solange sie verhältnismäßig und nicht invasiv sind. So dürfen keine Kameras in der Wohnung des Verdächtigen installiert oder elektronische Geräte ohne Einwilligung überwacht werden. Auch das Filmen im öffentlichen Raum ist nur eingeschränkt möglich – je nachdem, wie erkennbar und speziell die gefilmte Person ist. "Wir gehen keine rechtlichen Risiken ein", betont C.M. Die Grenze zwischen legaler Beweissicherung und Verletzung der Privatsphäre ist schmal, aber für Profis klar definiert.

Die technischen Hilfsmittel, die der Detektiv einsetzt, sind auf Diskretion und Effektivität ausgelegt. Dazu gehören unter anderem Telezoom-Kameras mit hoher Auflösung, versteckte Aufnahmegeräte und GPS-Tracker – letztere allerdings nur, wenn die Nutzung rechtlich gedeckt ist. Am häufigsten kommt klassische Observation zum Einsatz: Das diskrete Verfolgen von Personen mit dem Ziel, Aufzeichnungen über Kontaktaufnahmen oder Aufenthaltsorte zu machen. Besonders in Großstädten sei es einfacher, bei Observationen unauffällig zu bleiben, merkt C.M. an.

Ein tieferer Aspekt seiner Arbeit betrifft die emotionale Herausforderung, die das Umfeld der Untreue mit sich bringt. Viele Auftraggeber befinden sich in einer Krise: zwischen Hoffnung auf ein Missverständnis und der Angst vor Bestätigung. C.M. versteht sich dabei nicht nur als bloßer Informationsbeschaffer, sondern auch als Vertrauensperson in einem sehr sensiblen Bereich. "Ich sehe mich als jemand, der hilft, Gewissheit zu schaffen – mit Respekt für alle Beteiligten", sagt er.

Überraschend häufig reagierten auch die überführten Personen mit Erleichterung – etwa, weil mit der Konfrontation ein Ausweg aus einer Doppelrolle entsteht oder weil sie das Gefühl haben, selbst keine Worte mehr finden zu müssen. Allerdings sei das Ende einer Beziehung keineswegs automatisch die Folge einer überführten Untreue. Manche Paare nutzen die Erkenntnis als Wendepunkt und beginnen eine ehrliche Aufarbeitung.

Betont wird von C.M. auch der rein informationsbasierte Charakter seiner Arbeit. Die gesammelten Beweise werden neutral dokumentiert und den Auftraggebern übergeben, ohne Handlungsvorgaben oder juristische Interpretation. Die weitere Verwendung – sei es im Gespräch, im Rahmen einer Trennung oder im Scheidungsverfahren – obliegt den Betroffenen. Allerdings kann bildlich belegte Untreue insbesondere dort relevant werden, wo die eheliche Treue im Scheidungsrecht eine Rolle spielt, etwa bei Streitigkeiten um Unterhalt oder das Sorgerecht, sofern dies in der jeweiligen Rechtsordnung vorliegt.

Ausdrücklich weist C.M. darauf hin, dass seine Arbeit weder zur Überwachung aus Eifersucht noch aus Machtinteresse geeignet sei. "Wenn jemand einfach nur wissen will, wo seine Freundin gerade ist, lehne ich den Auftrag ab", stellt er klar. Professionelle Ethik setze voraus, dass ein klassisches Verdachtsmoment vorliegt: Verhaltensauffälligkeiten, die eine gewisse Relevanz haben. Pauschales Misstrauen sei kein valider Grund für eine Observation.

Rund 70 Prozent der Aufträge führen laut Aussagen von C.M. tatsächlich zum Nachweis einer Affäre. Aber auch in Fällen, in denen sich der Verdacht nicht bestätigt, spricht der Detektiv von einem erfolgreichen Abschluss. Denn auch hier könne Vertrauen wiederaufgebaut werden – basierend auf neutralen Beobachtungen statt auf Spekulation.

Auf die Frage, wie ihn seine Arbeit persönlich beeinflusst hat, antwortet C.M. nüchtern, aber selbstreflektiert. Er erkenne, wie komplex Paarbeziehungen sein können und dass Treue weit mehr sei als die bloße Abwesenheit eines Seitensprungs. "Ich habe viel gelernt über Kommunikation, über das Nichtaussgesprochene – und darüber, wie wichtig es ist, ehrlich zu sich selbst und zum Partner zu sein." Seine Arbeit habe ihn dazu gebracht, seine eigenen Beziehungen bewusster zu führen.

Der Beruf des Privatdetektivs ist in der Schweiz weder einheitlich geregelt noch geschützt – was bedeutet, dass es keine staatliche Zulassung oder Ausbildungspflicht gibt. Professionalität, sagt C.M., sei daher ein wesentlicher Faktor der Glaubwürdigkeit. Er selbst habe langjährige Erfahrung, stetige Weiterbildung und ein Netzwerk an spezialisierten Kollegen aufgebaut. So könne er seinem Anspruch gerecht werden, diskret, rechtssicher und menschlich respektvoll vorzugehen – auch in den sensibelsten Fällen.

*Name von der Redaktion geändert.

Subscribe to ShadowWire

Don’t miss out on the latest issues. Sign up now to get access to the library of members-only issues.
jamie@example.com
Subscribe