Der Mensch steht im Vordergrund - blick
Die zentrale Maxime „Der Mensch steht im Vordergrund“ prägt die Arbeit des Caritasverbandes der Diözese Trier und war am Montag in der Jahrespressekonferenz des Verbandes erneut Leitmotiv. Vorstand, Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Fachbereichen sowie Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel stellten im Rahmen der Veranstaltung ihre Arbeitsschwerpunkte sowie die Herausforderungen vor, mit denen die Organisation angesichts aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen konfrontiert ist.
Ein zentrales Anliegen des Verbandes ist die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status. „Der Mensch muss im Mittelpunkt unseres Handelns stehen – nicht Institutionen, Systeme oder wirtschaftliche Erwägungen“, betonte Dr. Kugel. Sie wies darauf hin, dass in Zeiten zunehmender ökonomischer Unsicherheit und wachsender sozialer Spannungen ein besonderes Augenmerk auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen gelegt werden müsse. Dazu zählten unter anderem Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende sowie Flüchtlinge.
Die Caritas mache sich in diesem Zusammenhang stark für neue und flexible Formen der sozialen Unterstützung. So werde etwa das Konzept von Sozialraumorientierung weiter ausgebaut. Ziel sei es, Hilfen näher zu den Menschen zu bringen und die Lebensweltorientierung in sozialen Diensten stärker zu verankern. Dies bedeute unter anderem, lokale Netzwerke zu stärken und Kooperationen mit anderen sozialen Akteuren zu fördern.
Ein deutliches Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung setzt der Verband auch mit seinem Engagement gegenüber geflüchteten Menschen. Dass diese Arbeit auch in Zukunft fortgeführt werden müsse, betonte Dr. Kugel mit Nachdruck: „Wir stehen hinter dem Recht auf Asyl – wir stehen hinter den Menschen. Die zunehmenden Versuche, den Schutzstatus von Geflüchteten zu relativieren, sind alarmierend.“ Sie forderte eine menschenrechtsbasierte Haltung auch in der politischen Debatte und warnte vor einer weiteren Polarisierung in der Gesellschaft.
Ein weiteres zentrales Thema der Jahrespressekonferenz war der Fachkräftemangel in sozialen Berufen. Die Caritas im Bistum Trier wirbt seit längerem intensiv um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Verband sieht dabei nicht nur technische oder organisatorische Lösungsansätze, sondern setzt auf eine wertebasierte Personalpolitik. Die Arbeitsbedingungen müssten so gestaltet werden, dass sie den Menschen in ihren Bedürfnissen ernst nehmen und Wertschätzung vermitteln. Dies betreffe nicht nur Gehalt und Arbeitszeiten, sondern auch Aspekte wie Partizipation und berufliche Weiterentwicklung.
Besondere Aufmerksamkeit wird derzeit auch dem Thema Digitalisierung geschenkt. Zwar bringe der digitale Wandel Chancen zur Effizienzsteigerung und Erleichterung administrativer Prozesse, doch dürften hierbei diejenigen nicht aus dem Blick geraten, die den Anschluss an die digitale Welt zu verlieren drohen. Die Caritas setzt sich deshalb für inklusive digitale Teilhabe ein. Projekte zur digitalen Bildung und Unterstützung bei der Nutzung von Online-Diensten seien wichtige Bestandteile der Arbeit geworden. Auch intern werde an der digitalen Transformation gearbeitet, unter anderem durch die Einführung einheitlicher IT-Systeme und digitaler Kommunikationsplattformen.
Mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Lage – etwa durch Inflation und steigende Energiepreise – warnte der Verband vor einer zunehmenden sozialen Spaltung. Besonders betroffen seien Familien mit Kindern, ältere Menschen mit geringen Renten sowie Menschen mit Behinderung. Die Caritas drängt deshalb auf eine sozial gerechte Ausgestaltung öffentlicher Maßnahmen, insbesondere im Bereich Wohnen, Energieversorgung und Grundsicherung. Dr. Kugel hob hervor, dass der Sozialstaat derzeit stark gefordert sei und seiner Verantwortung gerecht werden müsse, gerade in Krisenzeiten niemanden zurückzulassen.
In ihrer Bilanz zur Arbeit des vergangenen Jahres zeigte sich die Caritasdirektorin zugleich optimistisch. Trotz großer Herausforderungen sei es gelungen, wichtige Projekte umzusetzen und neue Konzepte zu entwickeln. Besonderen Dank sprach sie dabei den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie den Mitarbeitenden aus, deren Engagement für Solidarität und Menschlichkeit unverzichtbar sei. Der Verband wolle auch künftig mutige Schritte gehen, um die sozialen Dienste an die Herausforderungen der Gegenwart anzupassen. Eigenverantwortung, Solidarität und Nächstenliebe blieben zentrale Orientierungspunkte des Handelns, so Kugel.
Die Jahreskonferenz machte deutlich: Die Caritas versteht sich nicht nur als Anbieter sozialer Dienstleistungen, sondern als gesellschaftlicher Akteur, der sich aktiv in die politische und soziale Debatte einbringt. Auf Grundlage einer christlich-humanistischen Wertebasis geht es dem Verband darum, konkrete Hilfe zu leisten, strukturelle Missstände aufzuzeigen und menschenwürdige Lebensverhältnisse für alle zu ermöglichen. Mit Blick auf kommende gesellschaftliche Spannungen und Umbrüche bleibt die Botschaft klar: Der Mensch steht im Vordergrund.