„Das Ziel ist, gerichtsverwertbare Beweise zu beschaffen“: Privatdetektiv berichtet aus seinem Alltag
Privatdetektive ermitteln im Verborgenen, doch ihre Arbeit ist keineswegs so spektakulär, wie sie in Film und Fernsehen oft dargestellt wird. Ein Bericht über den Arbeitsalltag eines bayerischen Privatdetektivs gibt nun Einblick in eine Branche, die stark durch rechtliche Rahmenbedingungen geprägt ist – und in der Diskretion, Geduld und Präzision entscheidend sind. Der zentrale Anspruch hinter jeder Ermittlung: „Das Ziel ist, gerichtsverwertbare Beweise zu beschaffen.“
Der Detektiv, der anonym bleiben möchte, ist einer von etwa 1400 Berufsdetektiven in Deutschland, die in verschiedenen Bereichen tätig sind – von Eheangelegenheiten über Wirtschaftskriminalität bis hin zur Observation von Mitarbeitern. In seinem Fall führt die Spur seiner Tätigkeit häufig in das Umfeld privater Auftraggeber. Etwa die Hälfte seiner Einsätze drehen sich um Partnerschaftsprobleme, Untreue oder Sorgerechtsfragen. Die andere Hälfte betrifft betriebliche Angelegenheiten wie vorgetäuschte Krankheit, Spesenbetrug oder unerlaubte Nebentätigkeit von Arbeitnehmern.
„Ich sehe mich nicht als Spion oder Schnüffler“, erklärt der Ermittler. Sein Selbstverständnis ist das eines Dokumentierenden, der rechtskonform Tatsachen festhält, um diese bei Bedarf vor Gericht belegen zu können. Hierfür ist nicht nur technisches Know-how im Bereich der Beweissicherung erforderlich, sondern auch eine genaue Kenntnis der juristischen Grenzen. Besonders das Datenschutzrecht setzt der Arbeit enge Grenzen, ebenso wie das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb und das allgemeine Persönlichkeitsrecht.
Vor Beginn einer jeden Maßnahme steht daher eine ausführliche rechtliche Prüfung: Liegt ein berechtigtes Interesse des Auftraggebers vor? Ist das Vorgehen verhältnismäßig im Vergleich zum möglichen Eingriff in Persönlichkeitsrechte? Ohne fundierte Antworten auf diese Fragen kann keine Detektei verantwortungsvoll agieren. In Zweifelsfällen wird explizit auf Mandate verzichtet.
Ein fester Bestandteil vieler Ermittlungen ist die Observation. Diese kann anstrengend und langwierig sein. Oft sitzt der Detektiv stundenlang im Auto und beobachtet eine Wohnungstür oder folgt einem Verdächtigen über Tage hinweg. In der Regel arbeitet er dabei zu zweit oder in Teams, um keine Verdachtsmomente zu erwecken und die Zielperson nicht zu verlieren. Ein zu auffälliges Verhalten könnte den Erfolg gefährden – und unter Umständen strafrechtlich relevant sein, sollte dadurch in unzulässiger Weise in die Privatsphäre eingegriffen werden.
Außer bei Observationsmaßnahmen führt der Detektiv zudem Recherchen durch – etwa in öffentlich zugänglichen Registern, bei früheren Arbeitsgebern oder Nachbarn. Der Einsatz von technischem Gerät ist in vielen Fällen unverzichtbar, unterliegt jedoch strengen Regelungen. So dürfen beispielsweise GPS-Tracker nur unter sehr engen Voraussetzungen verwendet werden, wie der Bundesgerichtshof bereits 2015 entschieden hat.
Dass die gesammelten Informationen im Streitfall vor Gericht verwendet werden können, ist dabei der zentrale Anspruch seiner Arbeit. Die Beweise müssen lückenlos dokumentiert, mit Zeitstempeln versehen und unter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen Vorgaben erhoben worden sein – sonst droht ihre Unverwertbarkeit. Ein detektivischer Bericht wird in der Regel mit Bildern, Videos und schriftlich fixierten Beobachtungen angereichert und kann so eine wertvolle Ergänzung in Zivilprozessen sein.
Sein Berufsstand ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Jeder kann sich theoretisch „Privatdetektiv“ nennen. Doch seriöse Ermittler sind meist in beruflichen Vereinigungen organisiert, wie dem Bundesverband Deutscher Detektive, und verfügen über entsprechende Qualifikationen, etwa durch eine Ausbildung in der Polizei oder Sicherheitsbranche. Auch der angesprochene Detektiv hat einen Hintergrund bei der Polizei und bildet sich regelmäßig weiter, um rechtlich und technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Gerade in sensiblen Bereichen, wie den Ermittlungen gegen Mitarbeitende, ist besondere Vorsicht geboten. Hier greifen unter anderem arbeitsrechtliche Vorgaben, und wird rechtswidrig gehandelt, drohen Schadenersatzansprüche oder sogar strafrechtliche Konsequenzen. Daher läuft bei jedem Auftrag eine Art Risikoprüfung mit: Was ist erlaubt, was nicht? Werden rechtsstaatliche Prinzipien beachtet? Und ist ein Erfolg überhaupt wahrscheinlich?
In der Öffentlichkeit ist das Bild des Detektivs häufig romantisiert oder klischeebehaftet – ein Relikt aus Zeiten von Sherlock Holmes und Film noir. Doch die Realität ist geprägt von sorgfältiger Planung, rechtssicherer Dokumentation und einem hohen Maß an persönlichem Engagement. Für Mandanten, die mit Unsicherheit, Verdachtsmomenten oder andauernden Rechtsstreitigkeiten konfrontiert sind, kann eine professionelle Ermittlungsarbeit jedoch entscheidende Klarheit bringen.
Der Detektiv stellt klar: „Wir wollen keine Menschen entlarven, sondern Fakten schaffen.“ Nur wenn diese Fakten rechtlich verwertbar erhoben und im korrekten Kontext präsentiert werden, haben sie vor Gericht Bestand. Damit bleibt die Arbeit der Detekteien eine diskrete, aber bedeutende Schnittstelle zwischen privatem Interesse und rechtlichem Verfahren.