Abfuhr für Müll-Detektive an Münchens Wertstoffinseln: Grüne und SPD dagegen - „Problem wird nicht gelöst“

Abfuhr für Müll-Detektive an Münchens Wertstoffinseln: Grüne und SPD dagegen - „Problem wird nicht gelöst“

Der Stadtrat von München hat einen Vorstoß zur Einführung sogenannter „Müll-Detektive“ zur Überwachung von Wertstoffinseln im Stadtgebiet abgelehnt. Ein entsprechender Antrag der CSU-Fraktion fiel bei der Abstimmung durch und wurde insbesondere von den Fraktionen der Grünen und der SPD kritisiert. Die Verwaltung im städtischen Kommunalreferat schloss sich der ablehnenden Haltung an. Statt auf Kontrolle und Überwachung zu setzen, plädieren die Ablehnenden für strukturelle Verbesserungen bei der Abfallentsorgung und eine breiter angelegte Sensibilisierung der Bevölkerung.

Der Begriff „Müll-Detektive“ beschreibt in diesem Kontext Mitarbeiter*innen, die gezielt Passant*innen an Wertstoffinseln beobachten und bei festgestellten Ordnungsverstößen—etwa bei illegaler Müllablagerung oder unsachgemäßer Trennung—einschreiten oder diese dokumentieren sollen. CSU-Stadtrat Fabian Ewald argumentierte, dass die gegenwärtige Situation an vielen Münchner Wertstoffinseln untragbar sei, insbesondere in dicht besiedelten Vierteln wie Neuhausen, Giesing und Milbertshofen: „Der Müll türmt sich zum Teil über drei Meter hoch“, so Ewald.

Die zunehmende Verschmutzung dieser öffentlich zugänglichen Sammelstellen sei nicht nur ein städtebauliches, sondern auch ein hygienisches Problem. Müll-Detektive könnten hier Abhilfe schaffen, so der Tenor der CSU. Mehrere Kommunen in Deutschland würden bereits auf ähnliche Modelle setzen, etwa in Form von Müllsheriffs oder städtischen Ordnungspersonal, die auf Müllfrevel spezialisiert seien. Ewald betonte: „Es geht uns nicht um Gängelung, sondern um das Aufzeigen von Missständen. Unsere Stadt ist kein Müllplatz.“

Anders sehen das die Grünen und die SPD, die sich klar gegen den Vorschlag positionierten. SPD-Stadträtin Anne Hübner erklärte, dass der Einsatz von Detektiven das Grundproblem nicht löse: „Das Grundproblem ist die Überlastung der Wertstoffinseln sowie unzureichende Kapazitäten.“ Sie sieht den Schlüssel in besseren Strukturen, nicht in vermehrter Überwachung. Die Grünen wiederum warnten davor, dass das angedachte Personal rechtlich nur begrenzt eingreifen könne und unter Umständen falsche Erwartungen wecke. Zudem zeigten sich beide Fraktionen überzeugt davon, dass viele Menschen schlicht nicht ausreichend über Mülltrennung und Entsorgungsverantwortung aufgeklärt seien.

Das Kommunalreferat, das für die Koordination der Abfallentsorgung in München zuständig ist, schloss sich der ablehnenden Haltung an. In seiner Stellungnahme heißt es, Müll-Detektive seien nicht nur kostenintensiv, sondern auch in ihrer Wirksamkeit fraglich. Die rechtlichen Möglichkeiten zur Ahndung von Ordnungsverstößen im Umfeld von Wertstoffinseln seien begrenzt. Eine dauerhafte Überwachung sei zudem weder praktisch umsetzbar noch gesellschaftlich erwünscht. Man wolle stattdessen die Kontrolle durch das städtische Personal der Abfallwirtschaft verstärken und gezielt mit Informationskampagnen gegen Müllverschmutzung vorgehen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Ablehnenden war die soziale Dimension des Problems. Die Praxis zeige, dass viele Fehlverhalten aus Unkenntnis oder mangels Alternativen entstünden. Gerade in Vierteln mit prekären Wohnverhältnissen oder hoher Wohnfluktuation stoße das Konzept der Wertstoffinsel an seine Grenzen. Zu wenige Container, zu seltene Leerungen und fehlende Beschilderung seien reale Hindernisse. Statt Bußgelder und Detektive fordern SPD und Grüne daher den bedarfsgerechten Ausbau der Container-Standorte, eine Erhöhung der Leerungsfrequenz sowie mehrsprachige und visuell unterstützte Hinweisschilder.

Unklar ist aktuell, ob das Thema im Stadtrat damit endgültig vom Tisch ist. Die CSU kündigte an, das Thema weiterhin auf die Agenda zu setzen und sich für „praktikable Lösungen“ starkzumachen. Man wolle unter anderem Erfahrungswerte aus anderen Städten wie Nürnberg oder Augsburg einholen, in denen bereits gezielt auf Ordnungspersonal zur Vermeidung von Müllverstößen gesetzt werde. Die Fraktion beharrt darauf, dass der aktuelle Zustand vieler Wertstoffinseln auf Dauer das Erscheinungsbild Münchens gefährde.

Die öffentliche Debatte über Sauberkeit, bürgerschaftliches Verhalten und kommunale Verantwortung bleibt damit in München hochaktuell. Die Ablehnung von Müll-Detektiven als Kontrollinstrument ist Teil eines größeren Diskurses über den richtigen Umgang mit urbanen Herausforderungen. Zwischen repressiven Maßnahmen und städtebaulichen Verbesserungen zeichnet sich erneut ab, dass konsensfähige Lösungen auch in Zukunft politisch umkämpft bleiben dürften.

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